Nicola Graef
Plan b – Kunstraum
In Alexandra Schlunds Malerei geht es um Verschiebung und Auflösung.
Ausgangspunkt ihrer Bilder ist Architektur, Landschaft und szenische Moment – Stills würde man in der Filmsprache sagen. In vielen Schichten zerlegt die Berliner Künstlerin die vorgefundenen Bilder und löst sie in Farbflächen, Schlieren und abstrakte Formen auf. Der Gegenstand verflüchtigt sich, kommt aber dennoch in Bewegung. Eine eigene, neue Dynamik wird wirksam durch Unschärfen, überlagerte Farbflächen und eine eigene Formsprache. Erkennbar bleiben von der realen Szene nur noch Andeutungen, Atmoshären und kleine Bemerkungen. In den neuen Arbeiten erlaubt sich Alexandra Schlund bisweilen einen schriftlichen Kommentar, als ironische Versicherung einer vermeintlichen Realität. So entstehen Unorte, Nichtorte, ganz eigene Topographien. Schlunds arbeiten erfordern eine besondere Aufmerksamkeit – die vielschichtige Abstraktion ihrer Arbeiten ist un(be)greifbar, zunächst oftmals unleserlich und doch kann sich der Blick nur schwer entziehen.
Was zunächst ungenau wirken mag , erschließt sich Stück für Stück. Es taucht ein Dach auf, ein Berg, eine Fabrik – und verschwindet wieder hinter der Abstraktion. Die Auflösung der Form bleibt maßgeblich. Es gibt keine Menschen in ihren Bildern, keine Gesichter, keine Ablenkung. Die Arbeiten sind auf unpersönliche Weise persönlich, nah und ohne strategischen Ansatz. Im Gegenteil:
Die Malerei changiert zwischen sehr unterschiedlichen Stimmungen: flüchtig – sanft, kraftvoll – agressiv und konzentriert – minimalistisch. Das Wechselspiel der Farben, die vielen Farbebenen, der Verschleiß von Farbe – Alexandra Schlund besinnt sich auf die Ursprünglichkeit der Malerei, auf ihr eigentliches Wesen.
Nicola Graef
Plan b – Art Space
Alexandra Schlund’s painting is about displacement and dissolution.
The starting point of her paintings is architecture, landscape and scenic moment – stills would be called in film language. In many layers, the Berlin artist disassembles the found images and dissolves them into color surfaces, streaks and abstract forms. The object evaporates, but nevertheless comes into motion. A new dynamic of its own takes effect through blurring, superimposed color surfaces and its own formal language. Only hints, atmospheres and small remarks remain recognizable from the real scene. In her new works, Alexandra Schlund sometimes allows herself a written commentary, as an ironic assurance of a supposed reality. In this way, non-places, non-places, very own topographies emerge. Schlund’s works require special attention – the multi-layered abstraction of her works is intangible, often illegible at first, and yet the gaze can hardly escape it.
What may seem imprecise at first is revealed piece by piece. A roof appears, a mountain, a factory – and disappears again behind the abstraction. The dissolution of form remains decisive. There are no people in her paintings, no faces, no distractions. The works are impersonally personal, close and without a strategic approach. On the contrary:
The painting oscillates between very different moods: fleeting – gentle, powerful – aggressive and concentrated – minimalist. The interplay of colors, the many layers of color, the wear and tear of paint – Alexandra Schlund reflects on the originality of painting, on its very essence.